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368 - Ein Stück vom Glück

Shownotes

Was macht eine behütete Kindheit aus? Ein Dach über dem Kopf? Gutes Essen? Saubere Klamotten? Oder doch emotionale Zugewandtheit? Der Kampf um Zuneigung ihres Vaters hat für Chrissy Folgen, die bis heute wirken. Viel Freude beim Hören!

Transkript anzeigen

00:00:00: Herzlich willkommen bei Paula-Lieben-Lernen.

00:00:02: Mein heutiger Gast ist Chrissy.

00:00:03: Und es geht um den ewigen Versuch, Liebe und Anerkennung dort zu finden, wo es sie gar nicht gibt.

00:00:10: Viel Spaß beim Hören.

00:00:20: Herzlich willkommen, Chrissy.

00:00:22: Hallo, Paula.

00:00:22: Schön, dich zu sehen.

00:00:24: Ich freu mich total, dass es endlich geklappt hat.

00:00:26: Ja,

00:00:26: und ich freu mich sehr auf diese Folge.

00:00:28: Ich bin gespannt.

00:00:29: Genau ich erst mal.

00:00:31: Also, liebe Chrissy, ich habe dich ja fast ... aktiv eingeladen hier in den Podcast zu kommen.

00:00:39: Ich möchte mit dir über deine Beziehung sprechen.

00:00:41: Ja.

00:00:42: Überraschung.

00:00:42: Surprise.

00:00:44: Erzähl doch mal, ähm, erzähl doch mal, äh, wie deine Beziehung gerade so ist und wie sie aussieht.

00:00:53: Welche?

00:00:54: Genau.

00:00:55: So, erklär mal den lieben Menschen da draußen, die zuhören, wie es aussieht.

00:01:01: Genau, also ich bin seit neun Jahren verheiratet, seit zwanzig Jahren mit meinem Mann zusammen.

00:01:08: Und seit fünf Jahren haben wir unsere Beziehung geöffnet.

00:01:13: Und ich würde sagen, seit vier Jahren leben wir polyamor.

00:01:18: Und ich habe aktuell einen weiteren Partner.

00:01:21: Ja, nun muss man dazu sagen, wenn ihr da draußen vielleicht denkt, hey, na, kennen wir schon polyamor, das ist doch ne Schneus hier.

00:01:29: Chrissy ist Auch Mitglied im Power Circle, wenn ich das so sagen darf.

00:01:37: Und du warst bei zwei Retreats dabei.

00:01:39: Und ich hatte immer ... Naja, also, das wird im Laufe des Gesprächs sicher auch noch zur Sprache kommen.

00:01:45: Aber ich hatte so das Gefühl, dass du ... nicht das bekommst, was du brauchst im Leben.

00:01:54: So, sagen wir es ganz einfach.

00:01:55: Und dir vielleicht auch nicht nimmst.

00:01:57: Und nach dem letzten Retreat wurde noch mal ein bisschen klarer, woran das liegen könnte.

00:02:02: Und das ist möglicherweise auch so ... ist, aber dafür haben wir jetzt diese Stunde.

00:02:08: Genau.

00:02:09: Ich bin sehr gespannt.

00:02:11: Also, du kennst dein Mann schon sehr, sehr lange.

00:02:14: Du bist ja auch gar nicht so besonders alt.

00:02:17: Ich glaube, an dieser Stelle müssen wir vielleicht mal einen Ausflug machen in deinem Elternhaus, damit sich das verständlich entwickelt hier für alle Beteiligten.

00:02:30: Erzähl doch mal bitte.

00:02:31: Genau, ich bin ... aufgewachsen in einem guten Elternhaus.

00:02:40: Wie definierst du gut?

00:02:41: Wir standen gut da oder wir stehen gut da.

00:02:44: Also tatsächlich die finanziellen Rahmenbedingungen, das war alles stabil.

00:02:50: Also Geld war eigentlich nie ein Thema, zumindest nicht, dass ich es mitbekommen hätte.

00:02:55: Meine Eltern haben sich getrennt.

00:02:57: Da war ich drei, vier oder fünf.

00:03:01: Ich habe einen großen Bruder aus dieser Konstellation und wir haben gemeinsam bei meiner Mutter gelebt bis ich zwölf war und sind dann gemeinsam zu seinem Vater gezogen, zu unserem Vater gezogen.

00:03:17: Und in der Zwischenzeit haben wir einen kleinen Halbbruder bekommen mit der zweiten Frau meines Vaters und sind dann aber mit der dritten Frau meines Vaters zusammengezogen.

00:03:32: Was?

00:03:33: Genau, also wir sind von meiner Mama zu meinem Vater und seiner jetzt Frau zusammengezogen, also zu seiner dritten Frau.

00:03:43: Okay, wo war die zweite dazwischen?

00:03:45: Die kam dazwischen.

00:03:46: Die

00:03:46: kam dazwischen.

00:03:47: Alles klar.

00:03:47: Genau.

00:03:49: Und da hab ich gelebt, bis ich zum Studium ausgezogen bin.

00:03:57: Und wir haben noch eine kleine Schwester bekommen, da war ich fünfzehn.

00:04:03: Genau.

00:04:03: Und an sich war das halt Patchwork pur.

00:04:10: Und ich hatte damals schon immer die Schwierigkeit, mich zu entscheiden.

00:04:18: Also ich hab heute das Gefühl, dass ich mich immer entscheiden musste.

00:04:24: Wo feier ich meinen Geburtstag?

00:04:25: Weil je nachdem, wo ich den feier, kommt Person A nicht oder kommt Person B nicht.

00:04:31: Wo bin ich an Weihnachten?

00:04:34: Mit wem gehe ich in Urlaub?

00:04:35: Wann bin ich, welches Wochenende dort?

00:04:37: Es war immer ein Thema, dass ich das Gefühl bekommen habe oder mir das Gefühl vermittelt wurde, dass ich meine Zuneigung ungleichmäßig verteile.

00:04:50: Das hat auch häufig zu Konflikten gefühlt.

00:04:52: Ich habe das heute als noch, dass ich sage, kein Gas oder Vollgas, also im Dating-Kontext oder so.

00:05:00: Und ich kann immer noch furchtbar schlecht Entscheidungen treffen, weil ich immer Angst habe, die Falsche zu treffen.

00:05:06: Denn ich war immer, seit ich zwölf bin, alt genug um Entscheidungen zu treffen, weil du bist alt genug, du kannst es für dich entscheiden.

00:05:14: Turns out, das war meistens nicht die, die von mir erwartet wurde, offensichtlich.

00:05:20: Also ich habe es dann halt häufig falsch gemacht, als zumindest das, was bei mir hängen geblieben ist.

00:05:24: Das war sicher nicht immer so, aber...

00:05:26: Also du hast die Erwartung der Erwachsenen dann nicht erfüllt und musst es dann aber deine Entscheidung revidieren, sodass die zufrieden waren oder

00:05:33: rechtfertigen.

00:05:36: Und mein Elternhaus war nicht laut, also es wurde nicht gestritten.

00:05:41: Ich glaube auch, ich habe es nicht gelernt, das sage ich ganz oft.

00:05:44: Es wird besser, weil streiten muss man ja manchmal.

00:05:47: Auch kommt natürlich auf die Ebene drauf an, aber Streit ist glaube ich wichtig oder Konflikte lösen ist wichtig.

00:05:54: Das habe ich nicht gelernt und habe mich auch nicht getraut.

00:05:57: Also wenn mein Vater was gesagt hat, dann war das so, deal with it.

00:06:05: wenn ich was nicht gut fand oder was falsch gemacht habe oder ein Fehler gemacht habe, was ja einfach passiert, dann wurde das eher nicht besprochen, sondern totgeschwiegen und ich wurde angeschwiegen.

00:06:21: Außer ich bin von mir ausgekommen und hab gefragt, was ist denn jetzt eigentlich gerade los?

00:06:27: Und da kam meistens die Antwort, du bist alt genug, kannst ja selber überlegen, was passiert ist.

00:06:36: Ist ein bisschen schwierig, wenn man die falsche Entscheidung trifft in Anführungsstrichen und sich dann selber überlegen muss, wo eigentlich der Fehler lag.

00:06:42: Wer hat das zu dir gesagt?

00:06:44: Sowohl mein Vater als auch seine Frau.

00:06:49: Darf ich fragen, wieso ihr ursprünglich zu deinem Vater oder zu eurem Vater zurückgezogen seid?

00:06:56: Ich kann mich nur dunkel dran erinnern, aber wir waren an einem Wochenende, glaube ich, bei ihm und er hatte das mit uns... besprochen und meint, es wäre doch eigentlich schön, wenn wir jetzt auch mal quasi so nach der Hälfte bei ihm wohnen.

00:07:13: Ich fand das, glaube ich, gleich ziemlich cool.

00:07:18: Ich erinnere mich nämlich an die Situation, als wir heimgekommen sind und ich meine Mutter begrüßt habe mit den Worten, wir ziehen übrigens zum Papa.

00:07:24: Nicht so klug, ich weiß, aber ich fand's gut.

00:07:27: Also ich fand's eine ganz hervorragende Idee.

00:07:29: Und wie hat deine Mutter reagiert?

00:07:31: Ähm

00:07:33: ... Ich glaub, die war ziemlich überrumpelt.

00:07:38: Und ich weiß auch im Nachgang, dass es für sie nicht einfach war.

00:07:43: Ich weiß aber nicht, was die zwei dann im Hintergrund besprochen haben.

00:07:47: Und in meiner Erinnerung ging das auch schnell.

00:07:49: Aber da hab ich keine Zeitangabe.

00:07:53: Also, ob das zwei Monate waren, ein halbes Jahr, das ist keine Ahnung.

00:07:57: In der Rückschau bei wem hast du dich wohler gefühlt?

00:08:04: Das ist ganz schwierig.

00:08:05: Ich glaube, weil es so unterschiedliche Lebensabschnitte waren.

00:08:17: Im Bezug ... Nee, ist wirklich schwierig zu sagen.

00:08:21: Also, ich hab an beides super gute Erinnerungen.

00:08:26: Aber ich hab mehr Konflikte im Kopf, wenn ich an die Zeit bei meinem Vater denke.

00:08:34: Ja.

00:08:34: Also, du sagst, du hast super gute Erinnerungen im Kopf.

00:08:38: Angeschwiegen werden, finde ich schon absolut entsetzlich, ehrlich gesagt.

00:08:41: Ja, das

00:08:42: ist für mich heute noch der Horror.

00:08:43: Ja.

00:08:45: Hatte er denn auch sanfte Seiten, wo er sich mit dir auseinandergesetzt hat?

00:08:50: Ähm, ja, ich hab eine Situation ganz ... ganz präsent im Kopf.

00:08:58: Ich war als Jugendliche ... sehr krank.

00:09:02: Ich hab eine Autoimmunerkrankung im Blut gehabt.

00:09:05: und war ziemlich lange im Krankenhaus.

00:09:09: Da waren auch alle da, also egal wer, in welcher Konstellation.

00:09:13: Und in der Zeit ist meine kleine Schwester auf die Welt gekommen.

00:09:16: Und als ich relativ stabil war und auch zu Hause, kam so eine Phase, ich glaub, bei einer Krankheit kommt das einfach vor, warum ich.

00:09:33: Warum ... Was hab ich eigentlich gemacht, dass ich das jetzt abbekomme?

00:09:37: Und hatte ihm einen Brief geschrieben, weil ich mich nicht getraut hab, mit ihm zu sprechen.

00:09:42: Das ist auch bis mittlerweile Gehzeit, drei, vier Jahren.

00:09:44: Aber ich kann über ernste Sachen, fällt's mir schwer, mit ihm zu sprechen, ohne zu heulen.

00:09:50: Also, ich war ihm einfach viel und schnell, wo mir dann nicht so gut umgehen kann.

00:09:55: Und da kam er erst nicht auf mich zu.

00:09:59: Und dann aber doch und hat mich gefragt, ob ich ihm aus dem Weg gehe.

00:10:04: nachdem ich ihm den Brief geschrieben habe.

00:10:05: Und ich sagte, ja, weil ich nicht weiß, wie du reagierst.

00:10:09: Und da hat er mit mir gesprochen und hat auch gesagt, dass egal woran man glaubt, aber er weiß, dass ich eine Kämpferin bin.

00:10:21: Und er mir das nur so erklären kann, dass ich, wer auch immer gedacht hat, die so stark, die wird das schaffen, damit umzugehen, die kommt da durch.

00:10:33: Die kriegt das hin.

00:10:34: Und da war auch noch das Thema so, okay, ich habe eine kleine Schwester.

00:10:38: Ich bin noch gar nicht die Große, ich will auch mal Kind sein.

00:10:42: Und da hat er gesagt, ich werde für immer sein Kind bleiben.

00:10:45: Und ich muss mich aber schon auch entscheiden, möchte ich wie eine Erwachsene behandelt werden.

00:10:50: Wenn ich was möchte, dann muss ich mich auch unter Umständen wie eine Erwachsene verhalten.

00:10:56: Aber das war ein sehr sanftes Gespräch tatsächlich, vor dem ich super Angst hatte.

00:11:01: Und das hat sich aber hinterher gut angefühlt.

00:11:03: Da war ich fünfzehn.

00:11:04: Mhm.

00:11:06: Genau.

00:11:07: Und an meiner Hochzeit hat er in die Rede rausgehauen.

00:11:11: Da hat es allen die Schuhe ausgezogen.

00:11:15: Und was er nicht zu mir gesagt hat, aber zu meinem Mann um unsere Hochzeit rum war, dass er stolz ist, weil er weiß, bei mir muss er sich keine Gedanken machen, weil ich mein Leben ... selbstständig hinbekommen.

00:11:35: Ist das das, was sich für dich richtig und gut anfühlt?

00:11:40: Oder ist es, weil du eben gesagt hast, ich wollte auch mal Kind sein, ist es etwas, wo du eher gemischte Gefühle bar hast?

00:11:50: In der Tiefe?

00:11:52: In der Tiefe habe ich gemischte Gefühle, weil zu mir hat das noch nie gesagt.

00:11:56: Also ich habe meinen Bachelorabschluss gemacht.

00:11:58: Und sein Kommentar dazu war, ich habe nicht mal gedacht, dass du das Abitur schaffst.

00:12:03: Ja.

00:12:04: Cool.

00:12:06: Danke dafür.

00:12:09: Ja.

00:12:09: Was für Gedanken hast du, wenn du heute nach Hause fährst?

00:12:14: Ich freue mich und ich bin immer nervös.

00:12:19: Wovor, weil so was löst die Nervosität aus?

00:12:24: Dass es in der Vergangenheit häufig war, dass ich ganz unvoreingenommen nach Hause gefahren bin.

00:12:32: Und das ist schon eine Weile nicht mehr vorgekommen.

00:12:36: aber ich offensichtlich irgendwas gemacht habe, irgendwelche Emotionen nicht richtig verteilt habe, irgendwas irgendwo erzählt habe, ich habe schon immer viel geredet, auch wohl mit den falschen Menden.

00:12:47: Das heißt immer, Christia erzählt immer ihre gesamte Lebensgeschichte, auch Menschen, die das vielleicht nichts angeht.

00:12:54: Und meistens kam dann ein, ich würde sagen, Anschiss, aber halt kein Lauter oder sonst irgendwas oder ein Schweigen sehr ... Unvermittelt, also ich hab nie damit gerechnet und es hat mich immer kalt erwischt, würde ich sagen.

00:13:10: Das ist dann immer so ein, okay, es geht mir so einmal durch.

00:13:13: Und es ist immer so ein bisschen Habachtstellung.

00:13:15: Wenn die sowas sagen, haben die dann Angst, dass die Nachbarn oder irgendwer denkt, da ist nicht alles Sonnenschein oder was steckt dahinter?

00:13:24: Das kann ich gar nicht so ganz beurteilen, ehrlich gesagt, weil ich kann mich nicht erinnern oder nur in ganz wenigen Situationen erinnern, wo zum Beispiel Freunde da waren oder so.

00:13:34: meinen Eltern, dass wir da viel Besuch gehabt hätten oder viel Kontakte nach außen oder so.

00:13:41: Deswegen, ich weiß es nicht, wo das herkommt.

00:13:44: Aber ich habe halt häufig irgendwie zwei, drei Sachen gesagt und dann stellt man fest, hey, von wie viel Geschwistern redet die eigentlich?

00:13:51: Und wir checken es nicht.

00:13:52: Und dann erzähle ich halt von vorne bis hinten, wie die Konstellation ist.

00:13:56: Uns versteht es ja kein Mensch.

00:13:57: Ja.

00:13:58: Und das stört die dann, wenn du das erzählst.

00:14:01: Ja.

00:14:02: Aber die haben das doch ... Die haben die ganzen Kinder gemacht.

00:14:07: Na ja, gut, man muss sich alles verstehen.

00:14:10: Wo hast du deinen Mann kennengelernt?

00:14:13: Tatsächlich online in einem ... Ich hab seinen besten Freund kennengelernt in einem Online-Forum.

00:14:19: Ich weiß schon gar nicht mehr für was.

00:14:21: Der war dort zum Trollen, also eigentlich zum Gucken, so ein bisschen ... Ich glaub, es war ein Overground-Forum oder so.

00:14:27: Und die haben Counter-Strike gezockt und waren dafür immer in so einem ... Heute wär's Zoom, aber keine Ahnung, was es da alles für Sachen gibt.

00:14:36: Und da durfte ich mit dabei sein und zu hören, wie die zocken.

00:14:40: Und dann hab ich mich irgendwann mit denen getroffen.

00:14:42: Und dann war das irgendwie relativ schnell klar, dass es passt.

00:14:48: Wie ist es klar geworden?

00:14:51: Wir waren den ganzen Nachmittag unterwegs und haben auf meinen Zug zurück gewartet.

00:14:56: Und saßen auf einer Bank und haben uns geküsst.

00:14:59: Und das Wochenende drauf bin ich wieder hingefahren.

00:15:03: Ja,

00:15:04: seid ihr zusammen.

00:15:04: Genau.

00:15:08: Zwanzig Jahre Beziehung ist natürlich in deinem Alter lang.

00:15:12: Wie alt warst du damals, als ich kennengelernt habe?

00:15:14: Siebzehn.

00:15:15: Siebzehn.

00:15:18: Wie hat sich die Beziehung für dich angefühlt, weil es ja logischerweise die erste richtig, richtig lange Beziehung ist?

00:15:29: Und vor allen Dingen, wie ist deine Position darin?

00:15:34: Früher gewesen vielleicht noch, bevor ihr das geöffnet habt.

00:15:39: Ich würde sagen, wir waren schon immer ein gutes Team, haben ähnliche Ansichten, die sich natürlich über die Jahre hin auch immer wieder verändern.

00:15:49: Also wir haben uns einfach entwickelt, aber in vielen Punkten gemeinsam.

00:15:54: Und ich hatte das Gefühl, dass wir immer auf Augenhöhe waren.

00:15:59: Und außer beim Streiten, weil ich das halt nicht so gut kann.

00:16:04: Und das weiß er ja auch.

00:16:07: Und es war aber, es hat vielleicht in den ersten, ein, zwei Jahren, da gab es halt mal so ein bisschen Teenie-Drama, bisschen Eifersucht.

00:16:15: Und ansonsten war es einfach ruhig.

00:16:18: Es ist also nicht, dass wir uns nicht gestritten hätten und keine Höhen und Tiefen gehabt hatten oder so.

00:16:23: Aber wir haben nie unsere Beziehung, also doch, es gab schon Punkte, aber jetzt ... Nicht, wie ich das von Freundinnen kennen, wo gefühlt jedes halbe Jahr die Beziehung infrage gestellt wird, sondern es war eigentlich eher ein okay, wir gehen wir damit um.

00:16:39: Und ich kann mich selten an Verlustängste erinnern.

00:16:44: Also ich wusste, irgendwie kriegen wir das hin.

00:16:48: Alles.

00:16:53: Wohntet ihr dann zusammen irgendwann?

00:16:58: Ich bin nach ... eineinhalb Jahren Beziehung in seine Stadt gezogen zum Studieren.

00:17:03: Und hab dann ein halbes Jahr in einer Einzimmerwohnung gewohnt.

00:17:08: Und war aber überwiegend bei ihm und seinen Eltern.

00:17:10: Und dort war irgendwie Platz.

00:17:12: Und dann bin ich dorthin gezogen.

00:17:16: Ja.

00:17:17: War eine Erfahrung.

00:17:18: Also in seinem Kinderzimmer,

00:17:19: oder was?

00:17:19: Nee, die hatten noch ein Zimmer frei.

00:17:21: Also ich hatte dann quasi ein Arbeitsankleidezimmer.

00:17:24: Und wir haben aber gemeinsam in seinem Zimmer geschlafen.

00:17:26: Aber das war groß.

00:17:29: Und ich glaube nach einem halben, dreiviertel Jahr haben wir beschlossen, dass es vielleicht besser wäre, uns was Eigenes zu suchen.

00:17:36: Genau.

00:17:36: Und dann sind wir in unserer ersten gemeinsame Wohnung gezogen und sind jetzt in der dritten Wohnung.

00:17:45: Fällt es dir leicht, Beziehung zu führen?

00:17:48: Ich hätte früher gesagt, ja, aber es ist schon einfach mit unglaublich viel Arbeit verbunden.

00:17:55: Also, eine Beziehung muss schön sein und auch leicht sein, aber es ist, finde ich, immer auch Arbeit mit dabei.

00:18:03: Das

00:18:03: ist völlig logisch, aber wenn du mal bei dir bleibst jetzt, ja, weil du ... ist jetzt doof, weil ich so viele Informationen hab, die ... noch nicht so rauskommen.

00:18:17: Aber sagen wir mal so, es fällt dir schon schwer, das hast du jetzt so ein bisschen schön gezeichnet, deine Elternhaus, deine eigenen Bedürfnisse einzugrenzen und dann auch zu leben.

00:18:34: Ich bin es kein kleiner, sondern wahrscheinlich ein großer.

00:18:38: Ich würde sagen, ich habe unglaubliche Angst davor, dass mich Menschen nicht mehr mögen.

00:18:44: Das wird besser.

00:18:45: Also ich habe das Gefühl, je älter ich werde oder vielleicht auch je reifer oder je mehr ich reflektiere und je mehr ich auch an mir arbeite, desto mehr rückt es nach hinten.

00:19:00: Das ist nicht mehr so krass, aber es war schon ganz lange ... schon ein Thema und es ist sehr anstrengend, es zu versuchen, es immer allen recht zu machen.

00:19:09: Also, ich wohne jetzt ungefähr hundert Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt.

00:19:15: Meine Eltern sind getrennt.

00:19:17: Das heißt, es gibt unterschiedliche Standorte.

00:19:20: Das heißt, wenn ich nach Hause gefahren bin, habe ich immer geguckt, dass ich bei jedem Mal vorbeigefahren bin.

00:19:24: Das mache ich nicht mehr.

00:19:26: Weil da haben vielleicht alle was davon?

00:19:28: Ich nicht.

00:19:30: Ich hätte nie eine Geburtstagseinladung abgesagt, weil es mir an dem Tag ... zu viel ist, weil das macht man nicht.

00:19:39: Ich wäre dann hin und hätte auf die Uhr geguckt, ab wann es nicht mehr unhöflich ist zu gehen.

00:19:44: So Sachen mache ich auch nicht mehr.

00:19:50: Aber insofern fällt mir Beziehung für ihn einfach.

00:19:56: Ich glaube, ich versuche relativ viel zu geben.

00:20:01: Also egal in welcher Form, also ob es eine Freundschaft ist oder eine Partnerschaft.

00:20:06: dass es den anderen, möchte, dass es den anderen gut geht.

00:20:10: Möchtest du denn auch, dass es dir gut geht?

00:20:14: Ja, klar.

00:20:18: Und in vielen Fällen gibt mir das natürlich ein gutes Gefühl, wenn andere happy sind.

00:20:26: Und ich nicht das Gefühl habe, ich müsste was ausgleichen.

00:20:32: Ja, ist aber ein großer Unterschied zu auch empfangen können.

00:20:37: Ja.

00:20:40: Das stimmt.

00:20:43: Also ich habe das im letzten Jahr gemerkt.

00:20:48: Ich habe mich ziemlich exakt dieses Wochenende vor einem Jahr von meinem Ex-Freund getrennt und habe da ganz viel Unterstützung bekommen, sowohl von meinem Mann und von seiner Freundin als auch von Freundinnen und Freunden.

00:21:10: Aber das war ein kleiner Kreis.

00:21:12: Ich habe zugemacht, das kenne ich von mir gar nicht.

00:21:14: Sonst war ich immer sehr, ich muss das erzählen, ich muss mit vielen Leuten reden.

00:21:17: Ist das eigentlich gut?

00:21:18: Ist das nicht gut?

00:21:19: Und das habe ich gar nicht mehr gemacht, was ungewöhnlich ist.

00:21:22: Und habe gemerkt, dass es mir am Anfang auch unangenehm war, wenn jemand gesagt hat, hey, nee, ich komme jetzt.

00:21:30: Was brauchst du?

00:21:31: Ja, nee, brauchst du nicht unbedingt kommen.

00:21:33: Und auch nach dem ersten Retreat, die Mädels, also ... Wenn du so supportet wirst, ist das schon ganz schön geil.

00:21:42: Aber es ist auch schwierig, das anzunehmen, weil warum denn, warum sollen denn andere so einen Aufwand betreiben für mich?

00:21:50: Also, ich bin ja nur ich.

00:21:53: Ja,

00:21:54: genau.

00:21:56: Und das ist genau das, was immer am Kopf rumschwebt, wenn du von deiner Beziehung erzählst.

00:22:05: Warum sollte man einen Aufwand für dich betreiben?

00:22:07: Ich bin ja nur ich.

00:22:09: Und das habe ich dir... Aber lass uns da erst mal einsteigen.

00:22:13: So, pass auf.

00:22:13: Also, wer kam auf die Idee, die Beziehung zu öffnen?

00:22:18: Bleib bei der Wahrheit und versuch nicht, die Dinge zu beschönigen, bitte.

00:22:24: Also, ich würde sagen, wir beide, mein Mann würde sagen, er hat mich in die Richtung gestupst.

00:22:29: Also, witzigerweise haben wir... Wurf, lass, zwanzig.

00:22:34: achtzehn, neunzehnt sein, ganz offen, wenn wir vom Feiern heimgekommen sind, Paula kommt angeschaut.

00:22:41: Und da gab es auch mal so eine Staffel mit am Telefon

00:22:44: irgendwie.

00:22:45: Ja, Paula kommt am Telefon und die anterweise der Titel.

00:22:48: Ja, und da war auch immer wieder mal das Thema, oder, da erinnere ich mich so dran, wir liegen im Bett und es kamen Beitrag über, ich glaube, offene Beziehungen.

00:22:58: Und da dachte ich, oh Gott, das kann man nicht machen.

00:22:59: Das geht also, hä?

00:23:00: Das geht doch gar nicht.

00:23:02: Und fand es aber ... eigentlich ganz interessant.

00:23:05: Und zum Anfang der Corona-Pandemie sind wir ganz viel spazieren gelaufen und haben ganz viel Podcast gehört.

00:23:12: Und da war auch immer wieder das Thema ... Also es waren viele Podcasts, die ums Thema Sex gingen.

00:23:21: Das war nämlich tatsächlich häufig ein Thema bei uns, dass ich einfach gar keine Lust hatte.

00:23:26: Also ich in einem anderen Sex-Drive hatte als er.

00:23:30: Und sind dann darüber ganz viel ins Gespräch gekommen.

00:23:33: Also so viel wie da haben wir glaube ich noch nie miteinander geredet.

00:23:36: Und die Initiative, diese Podcast zu hören, die kam von ihm.

00:23:41: Mittlerweile weiß ich natürlich mit Hintergedanke, weil wie kommt man denn so ins Gespräch?

00:23:45: Und dann haben wir irgendwann gesagt, ja okay, lass ausprobieren.

00:23:50: Und das haben wir dann aber schon beide gesagt.

00:23:52: Also ich hatte nie das Gefühl, das krieg ich tatsächlich, die Frage krieg ich oft.

00:23:59: Du machst es ja nur, weil dein Mann das will, und das stimmt nicht.

00:24:03: Es gab sogar eine Situation relativ am Anfang, da hatte ich die ersten Dates für Frauen, ist einfach deutlich einfacher als für Männer, das ist so.

00:24:12: Da hatte er mich gefragt, wie geht sie jetzt damit und wie findest du das?

00:24:15: Und in dem Moment war meine einzige Sorge, dass er es dann eigentlich doch blöd findet, weil ich es ganz cool fand.

00:24:20: Und er hat gesagt, nee, das ist alles in Ordnung.

00:24:25: Und wir hatten da Regeln festgelegt.

00:24:27: Mittlerweile bin ich der Meinung, Bedürfnisse äußern ist wichtig, harte Regeln.

00:24:33: Also, natürlich gibt's No-Gos, braucht man nicht drum herumreden.

00:24:37: Was sind die No-Gos?

00:24:38: Ungeschützter Geschlechtsverkehr.

00:24:40: Ja, gut, also dass du

00:24:41: sagst.

00:24:41: Also wirklich so, nicht angesprochene Sachen.

00:24:44: Also irgendwie muss man schon Bescheid sagen, also die... eine Chance, wenn man feiern geht.

00:24:50: Als würde ich ständig feiern gehen, tue ich nicht.

00:24:52: Aber wer da jetzt was, auf jeden Fall Bescheid sagen, Standort schicken.

00:24:55: So diese Sicherheitsaspekte.

00:24:58: Aber ganz am Anfang, vor dem ersten Treffen, hatten wir gesagt, Küssen ist ein No-Go.

00:25:05: Das ist bisschen schwierig.

00:25:06: Das

00:25:06: haben wir beide festgestellt.

00:25:08: Als ich heimgekommen bin, und nicht so, ich hab's verkackt, wie du hast es verkackt.

00:25:12: Ich hab den geküsst, also, stimmt.

00:25:15: Das war eine Regel.

00:25:16: Dann haben wir beide festgestellt, das macht keinen Sinn.

00:25:18: Das ist

00:25:18: ein super Wirt.

00:25:19: Ja,

00:25:19: genau.

00:25:22: Und wir hatten aber immer gesagt, wenn Gefühle ins Spiel kommen, dann muss man da schon noch mal drüber sprechen.

00:25:29: Wir hatten nie dieses, es dürfen nur One-Eyed-Stands sein, sind wir beide nicht die Typen für.

00:25:35: Ja, haben wir dann auch nach einem Jahr drüber geredet.

00:25:39: Und wie kam es dann dazu, dass ihr ... gemerkt habt, okay, wir können jetzt doch andere Partnerinnen oder Partner mit reinnehmen, weil da wirklich richtige Beziehungen entstehen?

00:25:52: Das hat sich tatsächlich relativ parallel entwickelt.

00:25:57: Er hat, glaube ich, so einen Monat vor mir jemanden kennengelernt.

00:26:03: Und wir haben dann gemerkt, dass wir so Pärchen-Dinge machen.

00:26:10: Also ich war mit ... dem Date zu dem Zeitpunkt bei Miquea und Möbel aufbauen und so ein Zeugs.

00:26:18: Also so richtig, wie man das am Anfang in der Kennenlernphase hat.

00:26:22: Und hatten aber beide, also sowohl er als auch ich, schon noch ein bisschen die Handbremse angezogen, wollten uns da nicht voll drauf einlassen, weil wir das ja vereinbart haben, dass wir das nicht tun.

00:26:33: Und hatten nach acht Wochen einen Städtetrip gebucht nach Hamburg.

00:26:40: und haben den eigentlich damit verbracht, über uns und die zwei anderen Menschen zu sprechen.

00:26:48: Und haben dann gesagt, okay, wir probieren es aus, entweder es geht schief oder nicht.

00:26:56: Und wir kannten auch die jeweils anderen.

00:27:03: Und ich verstehe mich mit seiner Freundin super gut.

00:27:09: Genau, und dann ... haben wir das mal laufen lassen.

00:27:13: Und das hat dann drei Jahre lang super gut funktioniert, bis ich mich dann von meinem Freund getrennt habe.

00:27:22: Und die zwei sind aber immer noch zusammen.

00:27:25: Habt ihr noch Sex miteinander?

00:27:26: Nein.

00:27:28: Haben wir aber auch darüber gesprochen.

00:27:30: Das war nach einem halben Jahr ungefähr, nachdem wir die beiden anderen Personen kennengelernt haben.

00:27:37: Das ist irgendwie so ein bisschen geruckelt.

00:27:40: hat, hatte ich so das Gefühl und irgendwie gar nicht so gut war.

00:27:44: Und dann haben wir uns darüber unterhalten und gesagt, hey, mir ist das aufgefallen, irgendwie matcht es gerade nicht so, wie ist es für dich.

00:27:53: Und dann hat er gesagt, der findet es voll gut, dass ich es anspreche, mir ist es auch aufgefallen.

00:27:57: Er freut sich immer, wenn ich von mir aus mit Dingen komme, weil ich das sonst eher nicht tue.

00:28:02: Also es hat sich auch sehr verändert jetzt in der Zeit.

00:28:05: Und dann haben wir darüber gesprochen und haben auch gesagt, also wir würden das jetzt nicht ausschließen.

00:28:10: dass sich das wieder ändert, aber es ist für uns beide fein.

00:28:13: Wir teilen aber trotzdem Nähe.

00:28:14: Wir küssen uns, wir schlafen in einem Bett, wir kuscheln das alles, aber wir haben keinen penetrativen Sex.

00:28:21: Wie oft schlaft ihr in einem Bett?

00:28:24: Immer, wenn er da ist.

00:28:25: Wie oft ist er denn

00:28:26: da?

00:28:26: Normalerweise sind's Wochenwechsel, so grob.

00:28:29: Eine Woche ist er bei seiner Freundin, eine Woche bei mir.

00:28:34: Und dann teilen wir immer das Bett miteinander.

00:28:38: Und für seine Freundin ist es auch auf euch?

00:28:39: Ja.

00:28:39: Ähm,

00:28:46: ja, ich überlege mein, also ich sag dir mal mein Gefühl, ja.

00:28:53: Und das ist vielleicht ein bisschen schwer nachzuvollziehen für alle, die nicht die ganze, also die ganze Chrissy schon erlebt haben über die Jahre.

00:29:03: Mein Gefühl ist nämlich relativ zügig gewesen, dass du dich vielleicht mehr als es dir gut tut, mit den Umständen zufrieden gibst.

00:29:17: und nicht so richtig das gesamte Lebensmark aufsaugt, weißt du?

00:29:23: Also dass da ganz viel so Sicherheitsnetze gespannt sind und ich mach das so mit und weil du hast auch mal erzählt, dass du dann früher zumindest, wenn er mit seiner Freundin zusammen sein wollte, dass du dann die Wohnung verlassen hast.

00:29:42: Also eigentlich dein Nest.

00:29:44: und woanders übernachtet hast.

00:29:46: Und ich hatte bei dir häufig das Gefühl, dass du so ein Vögelchen bist, was auf den Nest gefallen ist und du sitzt im Regen, heißt du ich meine?

00:29:57: Aber dass ich gegangen bin, das war nur ein einziges Mal tatsächlich.

00:30:01: In deren Kennenlernphase.

00:30:03: Okay.

00:30:05: Da hab ich woanders übernachtet.

00:30:06: Ansonsten klappt es zwischen ... uns drehen eigentlich super gut.

00:30:12: Also ich bin auch regelmäßig bei denen übers Wochenende, damit ich mal einen Tapetenwechsel habe, weil sonst hocke ich ja nun in meiner Bude.

00:30:20: Ich glaube, ich weiß aber schon, worauf du hinaus willst.

00:30:22: Also was ich festgestellt habe, mal unabhängig davon, ob die Beziehungsform am Ende was für mich ist oder nicht, glaube ich schon, dass wenn man mich als... Ich hab gestern schon überlegt, was ich für ein Vergleich ... Ich find, der Fass ist irgendwie ein blöder Vergleich für mich, als Körper.

00:30:43: Aber irgendein Gegenstand, der Risse und Löcher hat.

00:30:50: Und ich versuche, glaub ich schon, auf verschiedenen Ebenen zu gucken, dass es voll bleibt.

00:31:01: Mit

00:31:02: Liebe.

00:31:03: Ja.

00:31:05: Positiven Emotionen.

00:31:06: Und das halt aber trotzdem immer irgendwo rausläuft.

00:31:09: Und ich glaube aber, oder was heißt?

00:31:13: ich glaube aber, ich denke es wäre gut mal zu gucken, wie ich diese Löcher zu bekommen, was dann oben noch rein muss.

00:31:20: Das kann man dann immer noch gucken.

00:31:23: Ich würde es nicht von oben anfangen.

00:31:26: Also ich würde jetzt nicht sagen, das ist alles nichts für mich.

00:31:28: Ich lasse das und komme erst mal alleine klar oder sonst irgendwas.

00:31:32: Aber einfach tiefer darauf zu gucken, wo kommen die Löcher her?

00:31:35: Wie kriege ich die zu?

00:31:37: Und dann zu gucken, wer werd ich daraus?

00:31:38: Weil ich hab, wer werd ich daraus?

00:31:40: Kein deutscher Satz, aber ...

00:31:40: Doch, aber ... ziemlich genau das.

00:31:43: Klingt komisch.

00:31:44: Ja.

00:31:46: Weil ich glaube, ich hab im letzten Jahr ganz viele Fortschritte gemacht.

00:31:50: Ich konnte nicht allein sein.

00:31:51: Ich hab's nicht ... Ich war nie alleine.

00:31:53: Also, ich hab auch noch nie alleine gewohnt.

00:31:55: Genau, das meine ich, ne?

00:31:57: Dass du ... dich selbst in eine ... Kompromiss, also für dich vielleicht jetzt nicht fühlbar, aber von Außenvertrag in eine Kompromisssituation begibst, um zu vermeiden, tatsächlich, wie du schön gesagt hast, diese Risse mal anzugucken.

00:32:12: Mhm.

00:32:14: Ja, also, das hatte ich ja im ersten Retreat gesagt.

00:32:18: Das ist ne Schublade, die ich, glaub ich, nicht nur zugemacht hab, sondern vernagelt hab.

00:32:24: Ziemlich gut.

00:32:25: Ähm,

00:32:26: die haben wir ein Stück weit aufgemacht.

00:32:28: Und beim zweiten noch ein Stückchen mehr.

00:32:31: Und es tut richtig weh.

00:32:35: Yeah.

00:32:37: Und ich muss da ran.

00:32:40: Und ich möchte das auch machen.

00:32:46: Ich weiß noch nicht so genau ... Also, vermutlich wäre eine Therapie was Gutes.

00:32:51: Geh ich mal davon aus.

00:32:52: Oder zumindest eine Begleitung.

00:32:54: Welche Form weiß ich nicht.

00:32:56: Ich hab mich noch nie damit beschäftigt, wie man an so was rankommt.

00:32:59: Ich glaub, das ist alles nicht so einfach.

00:33:03: Genau.

00:33:04: Und dann da die Löcher und die Risse anzugucken.

00:33:11: Das mit der Therapie ist eine sehr gute Idee, finde ich.

00:33:16: Das Tolle an einer polyamoren Beziehung oder an der offenen Beziehung ist, dass du wahnsinnig viel so Bass kreieren kannst, Wirbel machen, der dich ablenkt von Sachen, die man genauer anschauen muss.

00:33:30: dieses Gespräch findet unabhängig davon statt.

00:33:33: Ob ich glaube, dass es gut funktioniert, ja, Polyamurität oder, gibt's das ein Wort, oder offene Beziehung, ne?

00:33:41: Aber für dich jetzt habe ich das Gefühl, dass du wie in so einem kleinen Tornado stehst, in der Mitte, in dem Auge, um nicht gucken zu müssen wie draußen die Häuser und die Kühe durch die Gegend fliegen.

00:33:55: Ja?

00:33:56: Weil du natürlich ... immer Baustellen hast damit.

00:34:00: Hier muss kommuniziert werden, da muss kommuniziert werden.

00:34:03: Dann fährst du mal zu deinem Mann und seiner Freundin am Wochenende, damit du nicht alleine sein musst, vielleicht auch.

00:34:12: Mit all deinen Gefühlen und so weiter.

00:34:15: Dann besuchst du deine Familie, um dir ein blutiges Näschen abzuholen, häufig.

00:34:22: Und so weiter.

00:34:23: Also es ist immer irgendein Wirbel da, der ... eine ganz tolle Funktion hat, nämlich, dass du deine Gefühle nicht so volle Pulle rauslassen musst und vor allem auch nicht ... Du hast gar nicht die Kapazität, da genau einzusteigen.

00:34:39: Ja.

00:34:40: Also, es ist feel it, but not too much.

00:34:43: Too maybe heal it, eventually.

00:34:46: Ja?

00:34:46: Also ... Genau, darüber wollte ich mit dir sprechen im Wesentlichen eigentlich.

00:34:54: Ja, also, ich erinnere mich ... ist sehr gut an der Situation vor zehn Jahren.

00:34:59: Da war das noch nicht so ... zumindest in meiner Bubble, noch nicht so gang und gäbe, dass Menschen in Therapie gehen oder Begleitung haben.

00:35:07: Und ich hatte eine Freundin, die ... zuerst in einer therapeutischen Reha war und dann auch weiterhin begleitet wurde.

00:35:14: Und die hat mir das erzählt und guckt mich an und sagt, mach das.

00:35:18: Ja.

00:35:19: Das ist gut für dich.

00:35:19: Und ich guck sie an und sagt, das mag sein.

00:35:22: Aber sicherlich noch nicht jetzt.

00:35:24: Das packe ich nicht.

00:35:26: Und mit dem ersten Retreat, mein Mann hat auch gesagt, mach das, geh da hin, tu was für dich.

00:35:37: Er findet es richtig gut, hat gemeint, du wirst sicherlich einiges über dich erfahren.

00:35:43: Und ich hab ihm das mit dem inneren Kind erzählt, ziemlich direkt danach, bevor wir zum Mittagessen sind, hab ich mit ihm telefoniert.

00:35:52: Und er hat es ganz liebevoll ausgedrückt.

00:35:55: Was genau mit dem inneren Kind?

00:35:57: Also was hast du ihm erzählt?

00:36:00: Welche Erkenntnisse ich hatte, also zum einen, dass das eigentlich gar nicht so cool war, wie ich aufgewachsen bin.

00:36:10: Ich sag ja immer, naja, ich bin nicht geschlagen worden und bei anderen war es viel schlimmer.

00:36:15: Das hat ja aber nichts damit zu tun, wie es sich für mich anfühlt, wenn es für mich nicht gut war.

00:36:19: dann ist es nicht gut gewesen.

00:36:21: Punkt.

00:36:21: Also das ist ja eine subjektive Wahrnehmung und Gefühle kann man einem nicht absprechen.

00:36:27: Auch wenn es jemand anderen vielleicht verletzt, wenn er das hört.

00:36:31: Und da war ganz krass dieses Such keine Liebe dort, wo es keine gibt.

00:36:42: Also gerade im Bezug auf meinen Vater.

00:36:45: Und dass ich vermutlich mein Leben lang machen kann, was ich möchte.

00:36:49: Er wird mir nicht auf die Schulter klopfen.

00:36:51: Da ist er nicht der Typ für, vielleicht kann er das nicht.

00:36:53: Und es hat vermutlich nichts mit mir zu tun.

00:36:56: Das vermutlich kannst du streichen.

00:36:57: Es hat nichts mit mir zu tun.

00:36:58: Und ich hab ihn lächeln hören am Telefon.

00:37:01: Und es war so ein bisschen, wie gesagt, er hat es wirklich süß formuliert, aber eigentlich hat er gesagt, das ist das, was ich dir seit zwanzig Jahren erzähle.

00:37:08: Ja.

00:37:10: Und das war, hab ich dir doch gesagt, sondern er hat es wirklich, der hat sich da mit gefreut und war auch ganz interessiert dran.

00:37:19: Als ich zurückgekommen bin, das war ganz schlimm für ihn, weil ich es gar nicht erzählen konnte.

00:37:22: Ich war fix und fertig einfach.

00:37:26: Und auch dieses, dass eine Beziehung ruhig sein

00:37:30: muss

00:37:32: und ihren ruhiges Gefühl geben muss, dass ich habe bei ihm nicht das Gefühl, ich müsste um Anerkennung kämpfen.

00:37:40: Und ich muss auch keine Angst davor haben, dass er mich unvorbereitet im Regen stehen lässt.

00:37:47: Und damit meine ich nicht ... Das ist halt ganz gut, dass der da ist.

00:37:52: Sondern das meine ich wirklich aus vollem Herzen, aus voller Liebe.

00:37:57: Und das ist ein richtig gutes Gefühl.

00:38:00: Ich hab den Faden verloren.

00:38:02: Ich weiß

00:38:02: nicht, was du dich gemacht hast.

00:38:04: Ganz kurz noch mal zur Einordnung, wenn Chrissy sagt, inneres Kind.

00:38:08: Wir haben damals im Beschied eine Übung gemacht, also eine innere Kindarbeit, die ... einen unheimlich krassen Effekt hatte auf die Gruppe.

00:38:19: Da war ich selber überrascht, ehrlich gesagt.

00:38:22: Und das hat aber bei ganz, ganz vielen unheimlich viel gelöst.

00:38:26: Und ich glaube zu tausend Prozent, dass dein Mann ein sehr loyaler, integrierer Mensch ist.

00:38:33: Darum geht es null in diesem Gespräch.

00:38:36: Es geht mir eher darum, dass du eine Neigung hast, von dir selber abzulenken.

00:38:43: Und es dir sehr leicht fällt, Umstände zu kreieren, die dafür sorgen, dass du dich mit ganz vielen anderen Sachen beschäftigen musst, nur nicht mit dir selber.

00:38:54: Und wir haben ja eine WhatsApp-Gruppe für die Retreat-Teilnehmerinnen und auch für den Power Circle und darum sehe ich immer eure Bewegungen so ein bisschen.

00:39:10: Alleine, dass du ... dir Kraft in dieser Gruppe holst für Dinge, die du tun musst, finde ich schon toll.

00:39:18: Aber sie zeigt auch deine Ängste deiner Familie gegenüber, sind viel, viel größer, als du jetzt hier so preisgegeben hast.

00:39:26: Weil diese Lieblosigkeit absichtslos vermute ich dann doch von deinem Vater, die hat was mit dir gemacht und die macht auch heute noch was mit dir.

00:39:40: Und dieser Wunsch, endlich Anerkennung zu bekommen.

00:39:43: Das ist, glaube ich, was ganz viele Menschen nachempfinden können.

00:39:47: Na toll, ich wollte nicht heulen.

00:39:50: Aber das ist ja, das ist doch ein ganz toller Punkt, um sich selber wirklich ... auch liebevoll zu betrachten, dass du ein Mensch bist, der total bedürftig ist.

00:40:02: Und immer noch hofft, dass die Leute, die es einem eigentlich geben sollten, diese ... uneingeschränkte Bewunderung und Zuneigung für das eigene Kind, dass das bisher nicht passiert ist und dass es auch nicht passieren wird, weil die das gar nicht können.

00:40:17: Sie sind völlig unfähig dazu.

00:40:20: Und mir wär's so ein persönliches Anliegen, dass du irgendwann mit weniger großem Tempo gegen diese Wand läufst, einfach.

00:40:33: Ja, also tatsächlich ist es ... Eigentlich vor kurzem erst wieder passiert.

00:40:42: Mein Schwager hat im September geheiratet, also der Bruder meines Mannes.

00:40:46: Und ich hab die Hochzeitstorte gemacht.

00:40:48: Und die war also, ich muss schon sagen, ich war selber ein bisschen überrascht von mir.

00:40:53: Die war schon richtig geil.

00:40:55: Und hab die natürlich auch in die Familiengruppe geschickt und so.

00:40:58: Und hier ein Däumchen hoch.

00:41:00: Und dann hat mir meine kleine Schwester, ich liebe sie über alles, geschrieben.

00:41:06: dass sie mit unseren Eltern, also mit ihrer Mutter, meinem Vater Abendessen ist.

00:41:13: Und mein Vater ganz stolz, dieses Bild von der Torte überall rumgezeigt hat und gesagt hat, wie toll das ist, dass ich das gemacht hab.

00:41:22: Und ich war drei Tage später bei ihm essen.

00:41:25: Kein Wort.

00:41:26: Es wär so einfach gewesen.

00:41:28: Es wär so einfach gewesen.

00:41:30: Und sie hat gesagt, sie wollte mir das sagen, weil ... Sie glaubt, dass das für mich schön ist, das zu hören.

00:41:35: Ich hab das gefeiert an dem Abend.

00:41:36: Ich fand das richtig toll.

00:41:38: Umso größer war die Enttäuschung, dass er tatsächlich gar nichts, kein Wort darüber verloren hat, als er mich zwei Tage später gesehen hat.

00:41:46: Darum

00:41:47: kann es einfach nicht.

00:41:49: Das zeigt natürlich die Erbärmlichkeit seiner emotionalen Existenz.

00:41:55: Was so Schade für ihn ist, vor allen Dingen.

00:41:57: In meinem Kopf ist gleich wieder Gott, wenn er das hört.

00:42:00: Ich glaube, ich werde enterbt.

00:42:03: Das fällt dir vielleicht gar nicht so schlecht.

00:42:06: Ich bin ja auch unabhängig und selbstständig.

00:42:08: Ja, aber du wirst mich enterbt.

00:42:15: Wenn du jetzt emotional schon so weit aufgestellt wirst, hättest du natürlich in der Situation sagen können, pass auf, meine Schwester hat mir gesagt, dass du ... die Torte echt ganz cool fernst, eigentlich.

00:42:28: Ich hätte mich total gefreut, nur, dass du das weißt, das von dir selber zu hören.

00:42:35: Stimmt, fertig, fertig.

00:42:36: Ja.

00:42:38: So.

00:42:40: Du könntest vielleicht noch dann sagen, ich hab zehn Stunden dran rumgedoktert.

00:42:45: Die Buttercreme ist mir zweimal abgeschmiert, du wirst nicht glauben.

00:42:50: Was mit der Spritztülle passiert, ist keine Ahnung.

00:42:53: Aber einfach ... ohne zu erwarten, dass er dir die Anerkennung gibt, sondern einfach nur festzustellen, da ist ein Mensch, der kann das nicht, der ist wie ... Mund zugenäht.

00:43:06: Wie traurig für ihn eigentlich.

00:43:09: Aber es hat ja gar nichts mit dir zu tun.

00:43:11: Aber du kannst ihm trotzdem sagen, dass du's gerne gehört hättest.

00:43:14: Stimmt.

00:43:15: Ja.

00:43:16: Vielleicht ... Guck mal, da ist schon wieder ne Hoffnung dabei.

00:43:19: lernt es ja wahrscheinlich nicht.

00:43:22: Darum wirst

00:43:22: du auch gar nicht.

00:43:23: Es geht darum, dass du deine Stimme findest.

00:43:27: Und in solchen Situationen kann man das ganz toll machen.

00:43:31: Dafür musst du natürlich aus dieser kindlichen Hoffnung raus, weil du jetzt auch erwachsen bist.

00:43:38: Eigentlich schon.

00:43:39: Und dass alles dir selber ... geben kannst oder deine Freundin bitten kannst, sagen, guck mal, ich hab diese Torte gemacht, niemand hat sie gelobt, könnt ihr bitte mich überschütten mit Lob?

00:43:52: Geht auch, ja.

00:43:54: Die, die das sicher ernst meinen, weil da nicht so ein familiärer Deal dahinter steckt.

00:44:00: Aber du hast verdient, gelobt zu werden, ne?

00:44:06: Das kann man auch sagen, dass du dir das wünscht.

00:44:08: Ja, fertig.

00:44:09: Und wenn du das wieder und wieder machst, in solche Situationen wird es ja zuhauf geben.

00:44:14: Ja.

00:44:15: Wirst du irgendwann in der Lage sein, das zu machen, ohne dass es wehtut?

00:44:22: Das wär ... schön.

00:44:24: Und dann hast du plötzlich eine Beziehung auf Augenhöhe mit ihm.

00:44:28: Ja.

00:44:30: Vielleicht musst du sogar ein bisschen nach unten gucken.

00:44:32: Kann gut sein.

00:44:35: Ja.

00:44:35: Ich muss aber sagen, ich hatte tatsächlich auch ein Erfolgserlebnis.

00:44:40: Darauf im Bezug, und zwar ... war ich ja vor zwei Wochen.

00:44:46: Hatte meine Oma Geburtstag und wir waren zum Essen dort.

00:44:48: und ich habe noch gesagt, mein kleiner Bruder hat mir geschrieben.

00:44:51: Das heißt meistens nichts Gutes, aber jetzt fahren wir da mal hin.

00:44:54: Tatsächlich, mein kleiner Bruder hat mich angerufen zehn Minuten vor eigentlich verabredeten Treffpunkt und hat mir mitgeteilt, dass er nicht kommt.

00:45:02: Er hat das auch begründet.

00:45:04: Mein kleiner Bruder und ich haben nicht so viel Kontakt.

00:45:07: Wir sehen uns am Geburtstag von der Oma.

00:45:10: ist.

00:45:11: Und hat mir das erklärt.

00:45:13: und dann habe ich gesagt, okay, wer weiß Bescheid, hast du abgesagt?

00:45:16: Niemand.

00:45:17: Und ich sagte, okay.

00:45:19: Deswegen rufst du mich vermutlich an, hat also mir die Aufgabe übergeben, das zu sagen.

00:45:24: Ich sagte, kann ich machen?

00:45:25: Kein Thema.

00:45:28: Und mein Vater hat mich sofort gefragt, was ist los?

00:45:30: Sieht es irgendwie komisch aus?

00:45:33: Also, was ist passiert?

00:45:35: Und habe sie ihm gesagt und dann hat das sich... aufgeregt und hat Dinge hinterfragt.

00:45:43: Und ich habe ihn angeschaut und habe gesagt, ich übermittel nur die Nachricht.

00:45:47: Ich habe damit nichts zu tun.

00:45:48: Ich bin nur die, die den Anruf bekommen hat und er sagt, ja, hast du recht.

00:45:52: Bin zu meiner Oma und zu seiner Frau und habe das gleiche Spiel wiederholt, weil meiner Oma muss ich ja sagen, dass der Engel nicht kommt.

00:45:58: Und auch die Frau meines Vaters hat ähnlich reagiert wie er, der hätte sich ja mal melden können.

00:46:06: Und ich beziehe so, also wenn jemand meckerig wird oder mozzig wird oder laut wird, dann bezieht es häufig auf mich, dass es völliger Blödsinn.

00:46:15: Und da habe ich auch gesagt, hey, kann verstehen, dass ihr euch aufregt, aber es hat nichts mit mir zu tun, ist nicht mein Thema, ist nicht meine Verantwortung.

00:46:23: Ich überbringe euch nur das, was er mir gesagt hat.

00:46:26: Und auch da haben sie gesagt, stimmt.

00:46:28: Ja.

00:46:28: Voll.

00:46:28: Und dann war das Thema erledigt.

00:46:29: Und das hat sich tatsächlich gut angefühlt.

00:46:32: Und ich war nicht mehr der Fokus auf der Familienveranstaltung.

00:46:34: Das war

00:46:34: auch okay.

00:46:35: Na ja, du hast wie eine Erwachsener agiert, ne?

00:46:38: Ja.

00:46:38: Und nicht wie ein Kind.

00:46:40: Ja.

00:46:40: So, das ist der Unterschied.

00:46:42: Und das hätte ich früher nie gemacht.

00:46:44: Ich hätte einfach, ich hätte es einfach geschluckt.

00:46:45: Ich hätte einfach nichts mehr gesagt, vermutlich.

00:46:48: Oder wäre halt unsicher geworden.

00:46:50: Ja,

00:46:51: oder hätte es stellvertretend irgendwelche Entschuldigungen gesucht.

00:46:54: Genau.

00:46:54: Aber ist einfach nicht mein Bier, was der tut.

00:46:57: Toll.

00:46:59: Warum, wie alt ist er, der Bruder?

00:47:05: Ähm ... Und

00:47:09: wieso ist er nicht in der Lage, selber abzusagen?

00:47:14: Ich glaube, mein Bruder hat noch ein paar größere Päckchen zu tragen, als ich.

00:47:20: Eigentlich hättest du diesen Job auch gar nicht annehmen können, ne?

00:47:25: Ja.

00:47:25: Und sagen, du

00:47:29: schick wenigstens eine WhatsApp.

00:47:31: Genau.

00:47:32: Weißt du, ich bin ja nicht die Bote in für schlechte Nachrichten.

00:47:36: Weißt du, was passiert, wie die sind und so weiter?

00:47:40: Aber so gut geregelt, also absolut.

00:47:43: Aber das ist Fortschritt.

00:47:46: Wie gesagt, vor einem Jahr hätte ich das nicht gemacht.

00:47:49: Und deswegen merke ich schon, es tut sich was, aber man muss dran bleiben.

00:47:53: Und das wird jetzt das nächste sein, wo ich mich an begebene Fronten, für mich hat mir schon gesagt, es gibt bei uns so ein Institut, wo man so ... Da kommen auch systemische Beraterausbildungen und so was machen, so therapeutische.

00:48:07: Und da gibt es manchmal eher Plätze für Therapien.

00:48:11: Wo

00:48:11: du so ein Meerschweinchen bist dann für die.

00:48:14: Ich weiß jetzt auch nicht, ob das gut ist oder nicht, soweit habe ich mich damit noch nicht befasst.

00:48:17: Es hängt immer vom Therapeuten oder Therapeuten ab.

00:48:22: Ob die was tauben.

00:48:25: Aber bevor du dir dann noch zusätzlich eine Ausbildung aufschwatzen lässt, machst du bitte erst...

00:48:31: Ja, nee.

00:48:34: Und ich glaube, eine Familienausstellung wäre ganz interessant.

00:48:37: Ich glaube, es wäre super spannend.

00:48:39: Ja, da könnten wir auch alle eine Familienausflug hinmachen.

00:48:43: Nach Hamburg.

00:48:47: Also, weil du jemand bist, der sehr, sehr viel... Also dessen Liebestöpfchen einfach nicht gut gefüllt wurde, ne?

00:48:56: Früher brauchst du unheimlich viel.

00:49:00: Darum wäre es mir persönlich ja ein Anliegen, dass du jemanden hast, egal ob das jetzt dein Mann ist oder irgendjemand, den du kennenlernst, der dich ganz mit Haut und Haaren buchstäblich verehrt.

00:49:17: Ich möchte, dass du auf Händen getragen wirst.

00:49:21: Wie die Königin, die du bist, weißt du?

00:49:23: Danke schön.

00:49:26: Das wäre so mein Wunsch für deine zukünftige Selbstbeobachtung, dass du, egal wie ihr eure Beziehung gestaltet, dass du darauf erachtest, dass du jemanden hast, der dich wirklich auch vielleicht körperlich liebt, weißt du?

00:49:47: Weil das für dich noch mal eine innere Umarmung gibt.

00:49:52: Ja, und wenn dein Mann, ähm, ja, wenn ihr irgendwann feststellt, okay, wir sind eigentlich doch nur wirklich die allerbesten, loyalsten Freunde füreinander, wäre es sicher sinnvoll, diese, ähm, diese, ja, Abhängigkeit so ein bisschen zu lösen.

00:50:17: Damit du weißt, ich verdiene das Ganze, so fühlt sich das dann an, weißt du?

00:50:24: und nicht diese ganzen Ablenkungsmanöver drum rum, weil du ja so wiegst dich natürlich permanent in Sicherheit damit.

00:50:31: Das ist total klar.

00:50:32: Ist auch gut, ne?

00:50:34: Dass du nicht so fällst plötzlich, aber langfristig wäre das sicher gut für dich, wenn du jemanden findest, der dir noch mehr gibt, dass du dich nicht aufteilst, sondern dass du stehen bleibst und jemanden empfängst, buchstäblich.

00:50:53: Der bereit ist, dich voll zu schütten.

00:50:56: Mit Liebe.

00:50:58: Okay.

00:51:00: Darauf kommt's mir an.

00:51:02: Ja.

00:51:06: Wo du nicht ... Und dein Mann liebt dich garantiert.

00:51:09: Sehr.

00:51:10: Als Mensch.

00:51:11: Und so weiter.

00:51:12: Aber ... ist mir für deine Story ein bisschen zu nebensächlich die ganze Geschichte.

00:51:19: Ich will, dass du im Fokus stehst.

00:51:20: Aller Scheinwerfer drauf.

00:51:24: Spotlight.

00:51:25: Ja.

00:51:25: Und du gehst nirgendwo hin, du ... Wirst besucht und hoffiert und alles.

00:51:32: Verstehst du, wie ich meine?

00:51:33: Ja.

00:51:34: Keine Entschuldigung, keine Erklärung, sondern einfach nur sagen, ja, das verdiene ich.

00:51:38: Und das als gelebte Beziehung, das finde ich toll für dich.

00:51:42: Okay.

00:51:46: Und ansonsten, das finde ich einen ganz, ganz tollen Schritt, auch, dass du in der Lage bist, zu sagen, das ist nicht meine Story.

00:51:58: Ist sehr gut.

00:52:00: Richtig gut.

00:52:01: Da hat vielleicht was mit Grenzensätzen zu tun.

00:52:03: Ich glaube, das habe ich selten gemacht.

00:52:05: Ich habe auch vor anderthalb Jahren das erste Mal gesagt, ich gehe da nicht mit hin, weil ich fühle es gerade gar nicht.

00:52:13: Und zwar völlig egal, was die anderen jetzt denken und surprise.

00:52:19: Sie haben sich gar nicht so viel dabei gedacht.

00:52:22: Ich finde, es muss sich immer so ein bisschen die Waage halten, weil wenn man gar nicht mehr mitkommt, dann... Ist auch blöd, aber dann sind es vielleicht Freundschaften, die sich verändern und Freundschaften verändern sich und manchmal passt es halt nicht mehr so.

00:52:33: Das ist ja auch okay.

00:52:36: Ja, also, das klappt immer besser.

00:52:40: Noch nicht immer.

00:52:41: Ich merke das auch, dass ich bei vielen Sachen dann doch noch mal in alte Muster zurückfall.

00:52:46: Was mir ganz extrem aufgefallen ist, ich kann sehr gut alleine schlafen, wenn aber jemand neben mir liegt und es völlig egal wäre.

00:52:56: dann muss ich diese Person anfassen.

00:52:59: Also ich brauche Körperkontakt und wenn es nur so ist, wirklich, also so eine Handfläche an die Schulter.

00:53:05: Aber ich kann sonst nicht schlafen, das ist ganz seltsam.

00:53:10: Ja, weil ich sonst denke, warum will eigentlich dieser Mensch keinen Körperkontakt zu mir haben, was er meistens, also gerade beim Schlafen, gar nichts damit zu tun hat, aber das ist mir schon aufgefallen in letzter Zeit.

00:53:22: Und ich glaube halt, dass es ein guter Weg ist, wenn mir auch Dinge einfach schon mal bewusst werden.

00:53:31: Und die haben sicherlich alle mit dem selben Thema zu tun.

00:53:41: Der Segen dieser Beziehungskonstellation ist natürlich auch, dass du gezwungen bist, über deinen Schatten zu springen.

00:53:47: Du musst reden, ob du willst oder nicht.

00:53:49: Sonst geht es nämlich gar nicht.

00:53:51: Insofern ist es auch ein schönes Learning.

00:53:54: Aber grundsätzlich... Ja, volle Packung für

00:53:58: Chrissy.

00:54:00: Ganz viel Liebe, ich sage immer, ich brauche... Ja, das ist so ein bisschen das, wo ich schon wieder zurückfalle, immer wieder, weil ich bin doch nur ich.

00:54:07: Und wenn man es mal aus dem Punkt bringt, ich kriege schon immer das, was ich möchte, außer die Anerkennung zu Hause, vermutlich.

00:54:19: Aber ansonsten kriege ich schon alles durchgesetzt, was ich möchte.

00:54:22: Ja, dann kann man sich vielleicht noch mal anschauen, ob das, was du möchtest, auch das ist, was du brauchst.

00:54:26: Dann

00:54:26: gibt es auch noch

00:54:27: mal nur ein Tisch.

00:54:27: Genau.

00:54:30: Ist das.

00:54:30: Ja.

00:54:31: Also, eins kann ich dir schwarz auf weiß geben, dann die Wahrscheinlichkeit, dass dein Vater sich so ändert, wie es gut wäre, ist recht gering.

00:54:41: Ja.

00:54:42: Im ein Prozentbereich wäre wahrscheinlich hochgegriffen.

00:54:46: Aber du merkst auch, dass das ganze System mitgeht, wenn du dich veränderst.

00:54:51: Dass die dann plötzlich sagen, ah ja, stimmt.

00:54:54: Würden die nicht, wenn du dich anders verhalten würdest.

00:54:58: Und so schafft man auch dort Veränderungen, ohne dass die sich großartig therapieren würden.

00:55:06: Aber die werden für dich angenehme Zeit genossen.

00:55:10: Ja, ich glaube, das Stichwort, was du vorhin gesagt hast, war tatsächlich das Thema Augenhöhe.

00:55:14: Aus der kindlichen Rolle rauszugehen, auch wenn man immer das Kind seiner Eltern bleibt.

00:55:18: Aber von der Erwartungshaltung her auch, dann Schritt wegzugehen.

00:55:24: Ja,

00:55:24: und dann zu hoffend, dass ich ... Nein.

00:55:29: Nicht zu hoffend, dass sich dadurch was ändert, aber dadurch wird sich was verändern.

00:55:32: Genau.

00:55:32: Dadurch wird sich was verändern, aber es wird anders sein als das, was das kindliche Ich sich erhofft.

00:55:38: Weil die das einfach nicht können und die werden es auch nicht lernen, ohne dass sie massiv an sich arbeiten, was sie nicht wollen, weil dann tut's den weh.

00:55:46: Das wollen sie natürlich verhindern.

00:55:50: Das ist ja das, was die meisten Leute davon abhält, an sich zu arbeiten.

00:55:55: Diese Gewissheit, dass deren Wunden aufplatzen werden und sie das vielleicht noch mal sauber vernähen müssen.

00:56:01: Das wollen sie ja nicht.

00:56:02: Ich wollte lieber das olle, schimmelige Pflaster drauf

00:56:04: lassen.

00:56:06: Ja, die Pruste, die hält das noch einigermaßen so am Fleck.

00:56:11: Sonst müsstest du es halt einmal zapp.

00:56:13: Einmal abziehen.

00:56:14: Ja, und dann blutet es natürlich.

00:56:17: Aber das heißt auch, ich muss eigentlich einen Haken dran machen.

00:56:20: Eine an diese kindliche

00:56:22: Hoffnung, ja klar.

00:56:23: Zumal du auch kein Kind mehr bist, ne?

00:56:26: Ja, das ist richtig.

00:56:27: Die kindliche Hoffnung darf dem Erwachsenen Verständnis weichen oder den Erkenntnis vielleicht eher, dass das, was du dir ersehnst, gibt es nicht.

00:56:41: Weil die das nicht in sich tragen, die armen Schweinchen.

00:56:45: Mit Gefühl, mit deren Schicksal eigentlich.

00:56:49: Weil wärst du lieber du, da wärst du lieber die.

00:56:52: Nein, ich bin eigentlich gerne, ohne Besuche, dass mein Wort hat zu schleißen.

00:56:56: Ich hätte auch eine klare Präferenz, weil das ist natürlich eine magere Existenz, so wie die so vor sich hinleben.

00:57:03: Traurig für sie.

00:57:08: Ja, die Erkenntnis tut auch weh, aber das geht vermutlich irgendwann vorbei.

00:57:14: Äh,

00:57:16: ja ... Ich meine, die geben ja alle ihr Bestes, ne?

00:57:20: Manchmal ist das Beste halt ... geht so.

00:57:24: Aber es ist wie Tomatenernte.

00:57:26: Manche sind richtig geil, andere sind so, nee.

00:57:28: Aber am Ende ist es trotzdem eine Tomate, das ist schon okay.

00:57:31: Aber vielleicht nicht das große Tomaten-Erlebnis.

00:57:35: Aber dafür gibt es andere Tomatensträucher, an denen man flücken kann.

00:57:39: Nicht so viele verschiedene, aber so.

00:57:43: Das stimmt.

00:57:45: Und woher diese kindliche Hoffnung rührt, ist natürlich der Wunsch, dass dieses ... Scheißgefühl, dass man in der Kindheit hatte, verschwinden wird, was noch so in einem Sitz und einem so aushöhlt.

00:57:58: Aber das muss man selber füllen, hilft nichts, weil die haben kein Werkzeug dafür.

00:58:04: Okay, damit habe ich einige Aufgaben.

00:58:06: Aber ich glaube, das ist gut.

00:58:07: Ich glaube, das ist wirklich einfach eine schredinierig richtige Richtung.

00:58:11: Ja, voll.

00:58:13: Und ich finde es auch in Ordnung, dass es ein paar Jahre gedauert hat.

00:58:17: Ich glaube, das muss es auch.

00:58:17: Hallo, du

00:58:18: bist mittendrin.

00:58:19: Das wird noch viele Jahre dauern und ist auch richtig so.

00:58:22: Sonst wäre das Leben ein bisschen langweilig, wenn man nicht daran arbeiten könnte.

00:58:25: Das stimmt.

00:58:26: Wenn alles nur so vor sich hin tröpfelt.

00:58:29: Einfach nur einen Blick drauf haben, bist du gerade erwachsen oder eher nicht und bekommst du genug Liebe und zwar all die Liebe, die du verdienst.

00:58:39: Dort, wo es sie auch zu holen gibt.

00:58:42: Vielen Dank, dass du da warst.

00:58:44: Ich danke dir, dass ich hier sein durfte.

00:58:46: Das war Paula.

00:58:47: lieben Lern und wenn ihr auch mal dabei sein wollt, dann schreibt mir am besten auf Instagram.

00:58:50: The Real Paula Lambert bin ich da.

00:58:52: Danke.

00:58:53: Ach so, ihr könnt mich natürlich auch sonst folgen, auch wenn ihr nicht ein Podcast wollt.

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